Zellulose-Einblasdämmstoff

Eigenschaften

Zellulosedämmstoffe sorgen neben ihren wärmedämmenden Eigenschaften auch für sommerlichen Wärmeschutz und haben schalldämmende Wirkung. Da sie nicht hydrophob sind, können sie Feuchtigkeit aufnehmen und abgeben. Durch die Wasserspeicherfähigkeit kann eine Verbesserung des Raumklimas erreicht werden. Diese Eigenschaft führt jedoch dazu, dass er nicht für die Kerndämmung geeignet ist, es wird dringend davor gewarnt, Zellulose zur Kerndämmung von zweischaligem Mauerwerk einzusetzen!

Es gibt prinzipiell vier Anwendungsformen: Einblasen, Aufblasen, Schütten und Aufsprühen (vgl. Zellstoffschaum). Eingeblasen wird der Dämmstoff bei der Hohlraumdämmung (Dachschräge, Holzrahmenbau, Leichtbauwände im Innenbereich) und beim Dämmsackverfahren. Das Aufblasen wird bspw. bei der oberen Geschossdecke, Flachdächern und Gewölben angewendet.

Der Zellstoffschaum bzw. die Verarbeitung im Sprayverfahren (Benetzung mit Wasserdampf und Einsatz von Leim bzw. Wasserglas) hebt sich von der klassischen Zellulose-Einblasdämmung dadurch ab, als dass der Schaum einfach auf die zu dämmende Fläche aufgesprüht werden kann und zur Formkorrektur abgefräst wird. Er eignet sich deswegen für die Innendämmung von Außenwänden. Nach der Verarbeitung kann der Schaum verputzt werden. Vorteile gegenüber Matten-& Plattendämmstoffen sind vor allem in der Flexibilität zu sehen. Der Zellstoffschaum kann unebene Flächen ausgleichen und Elektroleitungen problemlos umschließen.

Bei der Verarbeitung losen Materials kann es mitunter zu starken Staubentwicklungen kommen, weshalb bei der Verarbeitung Schutzkleidung getragen werden sollte.

Hersteller

Rohstoffe und Herstellungsverfahren

Rohstoffe: Zellulose (i.d.R. aus Tageszeitungspapier), Borate, Magnesiumsalz oder Ammoniumphosphat; bei Schaum: zusätzlich Leim


Sortenreines Altpapier wird zunächst im Schredder vor zerkleinert und in der Feinmühle zu einem faserigen, lockeren Material vermahlen. Anschließend erfolgt die Behandlung mit Boraten bzw. Ammoniumphosphaten.
Ein Erklärfilm

Zellulosedämmung

Technische Daten

Eigenschaft

  Einheit

   Kenngrößen

Wärmeleitfähigkeit  λB

(Bemessungswert)

    W/(mK)      0,039
Rohdichte ρ    kg/m³      25-65*
Wärmespeicherkapazität c    J/(kgK)      2100
Baustoffklasse    --      B2
Wasserdampfdiffusionswiderstand μ    --      1-2
Primärenergieinhalt     kWh/m³      50-80
Wasserabweisende Wirkung    --      nein

*Vergleichs- U- Wert: 1,0 W/(m²K)

Entsorgung und Recycling

Sauberes Material kann wiederverwendet werden. Wenn auf den Zusatz von Boraten verzichtet wurde, kann das Material kompostiert werden. Ansonsten erfolgt thermische Verwertung mit anschließender Deponierung.

Zulassungen und Regelungen

ETA-05/0186, ETA-06/0076, ETA 08/0009 

Gesundheit und Ökologie

Aus gesundheitlicher Sicht ist der Rohstoff Zeitungspapier unbedenklich. Anders wird das Flammschutzmittel Borat gewertet, falls es Verwendung findet. Es gilt seit einiger Zeit als reproduktionstoxisch. Eine Gefahr besteht nur durch das direkte Einatmen der Substanz. Von den Herstellern wird allerdings angemerkt, dass die Toxizität der Borate sehr gering ist, also sehr hohe Mengen erforderlich sind, bevor eine negative Auswirkung eintreten kann. Borate können nicht verdunsten, der Verbraucher hat nach dem Einbau keinen Kontakt mehr zu dem Material. Für vorsichtige Verbraucher gibt es boratfreie Produkte auf dem Markt. 

Die Verwendung von Boraten ist auch aus ökologischer Sicht ein Hindernis, da diese Produkte nicht mehr kompostierbar sind. Borate gelten als schwach wassergefährdend (WGK 1). Abgesehen davon zählt die Zellulose durch Recyceln von Altpapier, kurze Transportwege und insgesamt geringem Energieverbrauch bei der Verarbeitung zu Recht zu den ökologischen Dämmstoffen.

Als Recyclingprodukt wird zur Herstellung von Zellulose sehr wenig Energie aufgewendet. Die Herstellungsenergie amortisiert sich - je nach Dicke des Bauteils - zwischen 1.000 und 2.000 mal im Laufe von 50 Jahren.

Vorteile
  • viel Erfahrung mit dem Dämmstoff
  • preisgünstig
  • ökologisch (niedriger Energieaufwand bei der Herstellung, kurze Transportwege)
  • sommerlicher Wärmeschutz, schalldämmend
Nachteile
  • Zusätze erforderlich (Borat, Ammoniumphosphat)
  • nur begrenzt kompostierbar (nicht möglich mit Boraten)
  • Borate: möglicherweise reproduktionstoxisch